Birgit Eschbach

Initiative “Wirtschaftswunder der Regionen”

Deutschland - Land der erfolgreichen Regionen

Eine Aussage vorweg: Es besteht bundesweit prinzipiell viel Grund zur Hoffnung - auch und gerade in den Regionen jenseits der Metropolen - und genau das brauchen wir jetzt! Eine Vielzahl kleiner, regionaler Wunder bewirken manchmal mehr als die eine große Vision, die sich dann oft als Luftschloss erweist. Hier stimme ich mit Prof. Hermann Simon überein, der gerade dem Mittelstand in den Regionen mit seinen Hidden Champions quasi ein Denkmal gesetzt hat. Deutschland hat das Potenzial zu vielen regionalen Wundern.

Diese möglichen Wunder über alte und neue Netzwerke zu katalysieren, ist eine spannende Aufgabe - gerade auch für Wirtschaftsförderer. Die spannende Frage: sehen und nutzen Wirtschaftsförderer die Option? Das wollte ich wissen, daher meine Tour de Allemagne. Und wo startet man diese Tour am besten? Im Rheinland kann das nur der Dom sein.

Deutschlands Wirtschaft zwischen 0.5 und 2.5

Ein erstes ungewöhnliches Beispiel vorweg: Ostwestfalen-Lippe und regionale Netzwerk-Förderer wie „owl Maschinenbau“ und Initiativen wie „it’s OWL“. In Ostwestfalen-Lippe besuchte ich Almut Rademacher, Geschäftsführerin von „owl Maschinenbau“, die mich menschlich und fachlich begeisterte und für einen der erfolgreichsten Leuchtturm regionaler Netzwerke steht. OWL ist nicht nur wegen seiner "Hidden Champions 4.0" vorbildlich.

Auch Gründerinnen und Gründer finden z.B. bei der Ausarbeitung ihres Geschäftskonzepts in OWL umfangreiche Unterstützung durch die Partner der regionalen Netzwerke. Wie man bei it’s OWL lesen kann: „Das Innovationslabor OWL der vier staatlichen Hochschulen bietet beispielsweise Qualifizierungs- und Beratungsangebote. Inkubatoren wie die garage33 in Paderborn, das Innovationszentrum auf dem Campus Bielefeld, der knOWLedgeCube auf dem Campus Lemgo, die Founders Foundation und das Denkwerk Herford bieten zielgerichtete Programme und Coworking-Spaces. Der Technologiefonds OWL und die Business Angels OWL ermöglichen Zugang zu Wachstumskapital.“ 

Alles aus einer Region. So weit, so vorbildlich.

Wirtschaftsförderer als Schlüsselpartner regionaler Netzwerke

Wie können sich Wirtschaftsförderungen einbringen? Thomas Sattelberger verweist in seinen Vorträgen zu Potentialen & Chancen regionaler Innovationscluster nicht nur auf die Theorien Floridas, sondern immer wieder auch gerne auf das Silicon Valley im Benchmark mit der Region um die Route 128, die eigentlich ähnliche Erfolgsvoraussetzungen hatten.

Seine Botschaft: Das Silicon Valley war erfolgreicher wegen seines besonderen regionalen, netzwerkbasierten Systems und Plattformen von informeller Kommunikation und kollaborativen Praktiken – trotz intensiver Konkurrenz! Solche regionalen Netzwerke brauchen Katalysatoren und Plattformen, damit zusammenkommt, was zusammengehört.

Wirtschaftsförderer können in diesem Szenario regionaler Netzwerke als Erfolgsplattformen ganz entscheidende Katalysatoren sein. Das Beispiel Almut Rademacher und owl Maschinenbau zeigt dabei, dass die wirtschaftsfördernde Wirkung, nicht unbedingt die Form der Institutionalisierung wichtig ist.

Form follows Function

Normalerweise sind klassische Wirtschaftsförderungen zwar „öffentliche Organe“, aber vielfach eben auch private Unternehmen bzw. Initiativen.

Sie alle eint, die Wirtschaft in einer bestimmten Region zu beleben. Wichtig ist also die Wirkung, nicht die Form, in der Wirtschaftsförderung realisiert wird. Wirtschaftsförderer können für Regionen dabei deutlich mehr leisten als Beratung bei Ansiedlungen oder Förderprogramme.

Im besten Fall werden sie gerade jetzt zunehmend zum Netzwerker und Katalysator. 

25 Regionen quer durch Deutschland - die Wirtschaftswundertour

Nach der Krise braucht es ein Wirtschaftswunder 2.0“ so vor einiger Zeit der Titel des Gastkommentars von Thomas Sattelberger im Handelsblatt. Von sieben Forderungen war Forderung 2 die Realisierung von Innovations-Clustern. Vor allem für KMU und Startups sind regionale Netzwerke von großer Bedeutung, aber auch Hidden Champions und andere Unternehmen des Mittelstands profitieren davon.

Hier in den Regionen fällt Wirtschaftsförderern eine besondere Rolle als Katalysator dieser Netzwerke zu, wobei wir als “Wirtschaftsförderer“ auch solche Organisationen ansehen, die außerhalb der üblichen kommunalen Strukturen wirksam sind.

Grund genug, diese „Wirtschaftsförderer“ im Rahmen einer ungewöhnlichen Deutschlandreise, meiner Wundertour, zu besuchen, um eine Bestandsaufnahme realisieren zu können.

Regionale Netzwerke als Hoffnungsträger

Warum sind solche vorbildliche, regionale Förderungs-Plattformen wie in OWL so wichtig?

Das hat etwas mit dem Wirtschaftswunder 2.0 und Thomas Sattelberger zu tun, der für mich und meine Wundertour durch Deutschlands Regionen eine wichtige Inspirationsquelle war und ist. Er fordert ein positives Narrativ des Neuaufbruchs aus der Krise. Für sein Wirtschaftswunder 2.0 sieht er vor allem regionale Innovations-Netzwerke als erfolgsentscheidend an. Hier greift er u.a.  auf die Theorien von Professor Florida zurück, der viele Jahre Erfolgsfaktoren der neuen Kreativwirtschaft untersuchte. Wir stehen an der Schwelle zu einem neuen Wirtschaftssystem – dem Wandel von der Industriegesellschaft zur „kreativen Wirtschaft“, so der amerikanische Ökonom von der George Mason Universität in Virginia. Wie das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung in „Talente, Technologie und Toleranz – wo Deutschland Zukunft hat“ schreibt: „Ob Potenziale der Kreativwirtschaft entstehen und sich auch entfalten können, hängt von den politischen und sozialen Rahmenbedingungen ab – etwa von der Wirtschaftsförderung, vom Maß an Bürokratie, aber auch von der Zahl der kreativen Köpfe. Diese Faktoren entscheiden über die Zukunft der Regionen.“ 

Gemeinsame Sache: Entwicklung ländlicher Raum

Die ungenutzten Potenziale im Netzwerk gemeinsam zu heben und neue zu entwickeln, kann der Faktor sein, der entscheidend zur ökonomischen Erholung beiträgt. Für KMU und Startups sind oft die regionalen Netzwerk von so entscheidender Bedeutung, weil sie vor allem in der Region wirtschaftlich aktiv sind. Hier finden sie ihre Kunden, aber auch mögliche Partner für die „digitale Transformation“ oder auch Mitarbeiter bzw. “Talente“ wie Florida formuliert. Dies gilt es nun besonders im ländlichen Raum zu fördern, denn Deutschland ist nicht nur Berlin, Deutschland ist auch Bad Belzig. Dort ist z.B. mit dem Coconat ein erstes Coworking in Brandenburg entstanden ist, welches Wohnen und Arbeiten kombiniert. „Workation“ ist das Zauberwort, mit dem auch Brilon im Sauerland die Kreativarbeiter aus dem Ruhrgebiet erfolgreich anlockt. Hier können sie sich tagsüber im Coworking vernetzen und abends auf der Flutlichtpiste gemeinsam Ski fahren. So mancher hat sich nach diesem Erlebnis schon für einen Umzug in die Region entschieden – eine Chance gegen den Fachkräftemängel ist dies allemal! OWL, Brandenburg, Sauerland - so verschieden die Regionen, so eint sie doch die gemeinsame Innovation im Netzwerk.

Weitere konkrete Hoffnungsträger - auch außerhalb OWL

Soweit zur Theorie. Waren Almut Rademacher und Torsten Feicke (Duderstadt) nun auf meiner Wundertour ein Einzelfall auf meiner Deutschlandtour? Natürlich zum Glück nicht. Während meiner Deutschlandreise konnte ich in Duderstadt erleben, dass sich Unternehmer dort besonders gut betreut fühlen, weil es den täglichen, direkten Draht zu Bürgermeister Torsten Feike gibt. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar und ansprechbar. In Großstädten begegnet man sich bestenfalls einmal im Jahr auf dem Neujahrsempfang.

Mich freut es natürlich besonders, dass auch in meiner Region, dem Rhein-Sieg-Kreis digitale und kreative Netzwerke entstehen. Mit „Niederkassel-Live“ ist eine regionale Social-Media-Plattform entstanden. Bürgermeister Stephan Vehreschild und Wirtschaftsförderer Sebastian Fischer vernetzen darüber Privatpersonen, Unternehmer aber auch Schulen und Vereine. Das ist nicht nur identitätsstiftend für eine Regionalmarke, es macht auch Spaß.  Bad Honnef hat als erste Kommune über eine digitale Lernplattform Unternehmen mit Fördermitteln und Händlern und Beratern aus der Stadt vernetzt. Der Bürgermeister meiner Heimatstadt, Otto Neuhoff, war einer der Pioniere dieser Digitalisierungshilfe für kleine gewerbliche Unternehmer. Wirtschaftstrend Förderung - eine gute Basis für mehr Hoffnungsträger.

Nächste Schritte: Jetzt Aufbruch der Regionen

Deutschland steht jetzt vor großen Herausforderungen. Wir wollen in Zukunft Leuchttürme regionaler Netzwerke und Wirtschaftsförderer auszeichnen, damit ihr Beispiel zum Vorbild wird. Vielleicht gelingt es ja tatsächlich, vielleicht nicht direkt das Wirtschaftswunder 2.0, aber der Aufbruch der Regionen. Und dann das Wirtschaftswunder 2.0 ...

Aus der Initiative entstehen Podcast-Produktionen

Während der Tour entstand der Wirtschaftswundertalk und die Idee, Geschichten des Gelingens zu erzählen. Das Denken in Möglichkeiten ist eines der Good Work Prinzipien von Jule Jankowski und daher gründeten wir STUDIO VENEZIA - the podcast company. Experten aus Wirtschaft und Politik bieten wir an, den Diskurs in ihrer Region neu zu gestalten. Damit sie das Wirtschaftswunder der Regionen als Graswurzelbewegung möglich machen.

Hören Sie rein in ein paar Beispiele, besser noch: Machen Sie mit!

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